Sonntag, 30. Oktober 2016

Das erste Mal Schwimmen und der Ausflug zu den Cascades

Mittlerweile konnte ich endlich die Heimkinder kennenlernen. Seit ca. 2 Wochen arbeiten Marie und ich nachmittags im Heim. Es sind immer um die 5-15 Kinder da, einige davon sind schon größer (um die 15-18 Jahre) und außerdem verbringen die drei Kinder von meinem Chef auch viel Zeit im Centre. 
Die Schule endet, außer Mittwochs um 17 Uhr und danach spielen wir mit den Kindern, essen zusammen und helfen viel bei den Hausaufgaben. 
Drei Kinder haben noch sehr große Probleme mit dem Lesen und Schreiben und ich war anfangs etwas überfragt, denn wie lernt man den nochmal Lesen ;). 
Außerdem helfe ich einigen älteren Kindern (12-13 Jahre) beim Englisch lernen. Hier beginnt der Englischunterricht erst im Collège, das heißt wenn die Kinder etwa 11-12 Jahre alt sind. Mir ist aufgefallen, dass es wichtig ist viel Vokabeln zu lernen und zu sprechen, da die Kinder oft gute grammatikalische Kenntnisse haben und konjugieren können, aber nicht wissen was die Wörter eigentlich bedeuten. Deswegen fallen ihnen Unterhaltungen bzw. kleine Gespräche auf Englisch sehr schwer. 
Die Arbeit im Centre gefällt mir bisher unglaublich gut, weil es sehr viel Spaß macht zusammen zu lernen und sich jetzt schon ein gewisses familiäres Gefühl einstellt. 

Tanty Deborah 



Die Arbeit in der Klinik läuft hingegen etwas schleppend. Das Problem ist, dass Marie und ich nicht viel zu tun haben, sondern meist nur das Gefühl im Weg zu stehen. Außerdem haben wir beide keinerlei medizinische Ausbildung oder Erfahrungen in diesem Bereich gemacht, das führt dazu, dass wir meist nur kleinere Aufgaben übernehmen, die beaufsichtigt werden und ohne uns schneller gehen würden. 
Ich habe meinem Chef Benjamin auf diese Problematik angesprochen und er war sehr verständnisvoll (zudem glaube ich, dass er selbst auch gemerkt hat, dass die Arbeit in der Klinik für Freiwillige ungeeignet ist). Ich habe den Wunsch geäußert, dass ich gerne etwas Zeit in der Schule verbringen würde, um das Schulsystem kennenzulernen und ein wenig Raum für Eigeninitiative zu schaffen. Benjamin hat darauf hin den Vorschlag gemacht, dass Marie und ich vormittags in den Freistunden Englischkurse im Collège (10-17 Jahre) geben könnten, anstatt in der Klinik zu arbeiten.  
Deswegen waren wir letzte Woche einen Tag vormittags im Collège und dann in der école maternelle um uns alles anzugucken und uns vorzustellen (In jeder Klasse einzeln! Das dauert bei über 1.000 Schülern sehr lange :)).
Nächste Woche fangen wir an und ich bin schon sehr gespannt wie die Arbeit mit den Schülern laufen wird, aber ich freue mich über die neue Herausforderung, besonders, weil es eine große Umstellung ist Englisch auf Französisch beizubringen. 

Außerdem waren wir gestern das erste Mal mit den Kindern im Schwimmbad. Von den früheren Freiwilligen wurde ein Schwimmprojekt ins Leben gerufen, dass sich über Spenden finanziert, da ein Schwimmbadbesuch relativ teuer ist und deswegen nicht von Avenir Enfance bezahlt werden kann. Es hat mich sehr überrascht, dass kein einziges Kind schwimmen konnte und deswegen glaube ich, dass die Schwimmbadbesuche nicht nur spaßig, sondern auch sehr lehrreich sind. Ich werde bald einen einzelnen Post über die Details zu diesem Projekt veröffentlichen, da ich noch nach Spendern suche und mich über finanzielle Unterstützung sehr freuen würde. 




Am Wochenende haben wir Freiwilligen eine kleine Reise mit einigen togoischen Freunden gemacht. Wir sind zusammen mit 23 Leuten in einem Bus gefahren der für 12-14 Personen ausgelegt war. Bei über 30 Grad gestaltete sich die 6 stündige Fahrt als sehr kräftezehrend. Aber das hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wir haben eine Nacht in einem Hotel übernachtet, weil sich die Lange Fahrt sonst nicht gelohnt hätte und uns sonst nicht genügend Zeit geblieben wäre um die Wasserfälle zu besichtigen. 
Für mich war der lange Fußmarsch (Ca. 45 Minuten) unglaublich anstrengend und sehr schmerzhaft, da ich mich vor 2 Wochen bei einem Fußballtunier mit den Kindern am Schienenbein verletzt habe und seitdem nicht richtig laufen kann. Der kleine Pfad zu den Wasserfällen bestand aus kleinen Flußüberquerungen und vielen großen Wurzeln, die ich teilweise durch Klettern überstiegen habe. Alles in allem war der Ausflug aber sehr schön und der Wasserfall sehr beeindruckend! 





Auf dem Weg von Atakpamé zu den Wasserfällen

les cascades 

Bald startet auch unser Ewe-Kurs wieder, da unsere Organisation die Finanzierung größtenteils übernehmen wird. 




In diesem Sinne: Miagadogo! (Auf Wiedersehen!) 

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Die Arbeit beginnt!

Es sind wieder zwei Wochen vergangen und es ist viel passiert. Judith ist letzten Freitag nach Atakpame gezogen, was bedeutet, dass ich jetzt das Zimmer für mich alleine habe. Marie (meine Mitbewohnerin und Co-Freiwillige) und ich wissen jetzt langsam wo wir welches Essen kaufen können und fangen an ein wenig variierter zu kochen. Am Anfang bestanden unsere Mahlzeiten meist aus Reis/Nudeln/Couscous und Tomaten mit Tomatenmark. Aber zum Glück ändert sich das ja momentan. Zudem hatten wir letztens Besuch von einem togolesischen Freund mit dem ich das Gericht Piment gekocht habe. Zubereitet wird es, indem man Maniokmehl in einer Soße unterrührt. 

Wir haben mittlerweile einen Ewe-Kurs angefangen, der eigentlich von unserer Organisation VIA bezahlt werden sollte. Momentan gibt es leider ein Verständigungsproblem zwischen VIA und unserem Koordinator, was die Finanzierung betrifft. Da der Kurs schon begonnen hat, aber weiterhin unklar ist, ob die Finanzierung möglich ist, mussten wir den Kurs nach 3 Stunden vorerst pausieren.
Zudem belege ich aber einen Französisch-Kurs bei der gleichen Lehrerin, den wir zwar selber zahlen müssen, aber ich für sehr sinnvoll halte. Ich komme zwar langsam wirklich gut mit der Sprache zurecht und mein Wortschatz wächst auch zunehmend, aber ich merke, dass mir oft das grammatikalische Wissen und die Grundlagen fehlen. 

Unsere Ewe- und Französischlehrerin

Am 03.10. wurde anlässlich des Tages der deutschen Einheit eine Feier in der Deutschen Botschaft ausgerichtet. Zwar war die ganze Veranstaltung etwas skurril, aber es gab gratis Essen und Trinken. Das Hauptgericht: Schweinebraten, Würstchen, Sauerkraut und Kartoffelsalat, könnte man zwar als typisch deutsch bezeichnen, schmeckte aber weniger gut und ich als Vegetarier war von der Fleischlastigkeit eh weniger begeistert. 

Ein weiteres besonderes Erlebnis war das Fußballspiel Togo gegen Uganda, das wir uns im Stadion angeschaut haben. Die Eintrittskarten haben 1.000 CFA (umgerechnet etwa 1,50€ gekostet). Wir waren natürlich gut vorbereitet und hatten uns vor dem Spiel noch Togo Trikots gekauft. Gewonnen hat (selbstverständlich ;)) Togo mit 1:0. 


Lea und ich im Togo-Trikot ;)

Das Stadion in Lomé

Am 05. Oktober hat endlich die Arbeit angefangen. Meine Einsatzstelle nennt sich Avenir Enfance Togo und besteht aus drei Institutionen. Einem kleinen Arztzentrum (Clinique), einem Waisenheim (Centre) und einer Schule. Die Clinique und das Centre liegen direkt neben bzw. hintereinander, wobei sich die Schule etwas entfernter befindet. Die früheren Freiwilligen haben immer in der Schule und dem Heim gearbeitet. Mein Chef Benjamin hat sich aber für dieses Jahr ein neues Konzept überlegt. Marie und ich werden immer im wechselnden Einwochen-Rhythmus arbeiten. Erst immer eine Woche vormittags im Arztzentrum und die darauf folgende Woche nachmittags im Waisenheim. 

Die ersten Tage war ich immer vormittags in der Clinique und Marie nachmittags, da die Schule aufgrund einer Konferenz zur maritimen Sicherheit Afrikas erst später als üblich beginnt und deswegen die Heimkinder noch nicht vor Ort sind. Am 17.10 ist Schulanfang und dann beginnt unsere Arbeit erst richtig. 

Die Clinique besteht aus einem Eingangsbereich, einem Labor, einem Konsultationszimmer, einem Wartebereich, einer Art Rezeption mit einer kleinen Apotheke, mehreren Krankenräumen und im zweiten Stockwerk aus einem Brillenladen und einem Optiker. 
Bisher habe ich leider noch nicht viele Aufgaben übernehmen können, sondern beobachte eher die alltäglichen Strukturen. Wenn ein Patient ankommt wird immer erst eine Art Voruntersuchung gemacht, die aus Fiebermessen, Wiegen und Messung des Blutdrucks besteht. Hin und wieder durfte ich Fiebermessen oder die Leute wiegen. Zudem habe ich dem Personal an der Rezeption ein wenig über die Schulter geguckt. Meine Aufgaben bestanden darin, Medikamente zu sortieren und raussuchen, sowie Bestandslisten anzufertigen.


Avenir Enfance - Eingang Clinique 

Die Rezeption 


Diese Woche sind sowohl Marie als auch ich den ganzen Tag über im Heim. Zwar sind die Heimkinder noch nicht da, aber es kommen jeden Tag ca. 15-30 Kinder aus der Umgebung mit denen wir spielen, singen, tanzen und malen. Zu diesem Zweck wurde auch ein ausgebildeter Animateur engagiert, der die Spiele anleitet, die unter anderem die Gruppendynamik und Konzentration fördern, sowohl auch der Bewegung dienen, aber im Endeffekt einfach Spaß machen sollen. 


Bus von Avenir Enfance mit Fataou dem Animateur (rechts)



Ich freue mich schon sehr auf die Ankunft der Kinder nächste Woche und bin momentan rundum zufrieden!